Flora ist in ihrer VWA dem Phänomen der Kugelblitze auf der Spur.

Gewitter und Wetterphänomene faszinieren Flora (18) seit ihrer Kindheit. In ihrer Vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA) ging sie dem Thema „Kugelblitze“ auf die Spur und wurde dafür von der Jury des Dr. Hans-Riegel-Fachpreises 2019 mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet.

Hallo Flora, bitte stell dich und dein Projekt kurz vor!

Ich heiße Flora Platzer und ich bin 18 Jahre alt. Ich bin ins Musische Gymnasium gegangen und habe dort meine Vorwissenschaftliche Arbeit zum Thema Kugelblitze geschrieben. Kugelblitze sind ganz besondere Lichterscheinungen, die zu den Blitzphänomenen zählen. Ich habe mich daher auch mit der Blitzforschung in Österreich bzw. Salzburg beschäftigt.

Ein Kugelblitz ist eine blitzartige Leuchterscheinung, die rund ist – die sozusagen die Form von einem Fußball hat, und sich auch so ähnlich bewegt, z.B. am Boden dahinrollt. Manchmal auch an metallischen Leitern entlang, an einer Dachrinne, aber auch in Gebäuden. Kugelblitze treten selten auf und meistens sieht man nicht, wie sie entstehen, sondern nur, wie sie wieder verschwinden. Dort, wo Gewitter sehr stark sind, treten oft Kugelblitze auf – z.B. im Gebirge. In vielen Almhütten gibt es jemanden, der eine Kugelblitz-Erfahrung hat.

Flora erforscht Kugelblitze

Wie bist du auf dieses Thema gekommen?

In meinem Bekanntenkreis gibt es zwei Leute, die selbst Zeugen geworden sind von so einem Ereignis. Sie haben einen Kugelblitz mit eigenen Augen gesehen. Durch ihre Erfahrungsberichte habe ich von diesem Thema erfahren und fand es sehr interessant.

 

Floras VWA wurde mit dem Dr. Hans-Riegel-Fachpreis ausgezeichnet. Hier geht’s zur Ausschreibung 2020 >>>

Ich wollte mehr darüber wissen: Was ist das eigentlich? So ein Phänomen hat etwas Geheimnisvolles und Interessantes, das hat meine Neugier geweckt.

In der siebten Klasse habe ich nach einem Thema für meine VWA gesucht – ich wollte etwas, das vielleicht noch nicht vollständig erforscht ist, das ist beim Kugelblitz der Fall – deshalb habe ich mich dafür entschieden.

Ich wollte für mich selbst klären: Gibt es den Kugelblitz? Was glaube ich persönlich? Ich habe mich dann nicht nur mit dem Kugelblitz beschäftigt und Interviews geführt, sondern mich auch mit Blitzforschung auseinandergesetzt. Mit Blitzen generell habe ich mich schon vorher gerne beschäftigt … ich schaue mir irrsinnig gerne Gewitter an. Generell Wetterphänomene, diese Naturgewalten, finde ich total faszinierend und spannend.

 

Hast du etwas Neues rausgefunden über den Kugelblitz?

Für mich selber auf jeden Fall. Basiswissen über Elektrizität hatte ich aus dem Physikunterricht, aber es war interessant, sich noch stärker mit der Entstehung von Blitzen zu beschäftigen. Ich habe die Arbeit nicht in Physik, sondern in Geographie geschrieben – man kann das Thema den Wetterphänomenen zuordnen, was zu Geographie passt, aber auch der Physik.

junge Forscherin Flora untersucht Kugelblitze

Neu war für mich, dass es einen Schatz an Erfahrungsberichten gibt, und dass sich in Salzburg so viel um den Kugelblitz dreht. Z.B. gab es in Salzburg in den 1990er Jahren einen Kugelblitz-Kongress. Und auf dem Gaisberg gibt es eine Blitzforschungsstation, ganz in meiner Nähe. Das habe ich gar nicht gewusst, als ich das Thema gewählt habe, aber das fand ich sehr spannend.

 

Was war die größte Herausforderung für dich im Forschungsprozess?

Ich glaube, ich habe es mit meinem Thema recht gut gewählt. Manche Schulkolleg*innen hatten neben der Schule ein großes Pensum zu bewältigen. Mir ist es eigentlich recht gut gegangen, ich habe es auch geschafft, den größten Teil der Arbeit in den Ferien abzuschließen … Ich habe nicht solche Mengen lesen müssen, sondern habe auch selbst Interviews geführt. Am Schwierigsten war vielleicht, die Interviewtermine auszumachen. Die Leute erzählen nicht so gern so persönliche Erfahrungen, daher war das eine Herausforderung. Insgesamt habe ich fünf Erfahrungsberichte von vier Personen erfasst. Zwei Personen kannte ich schon, auf die beiden anderen bin ich über Hinweise aus meinem Bekanntenkreis bzw. über ein Gespräch beim Wandern auf einer Almhütte gestoßen.

 

Wer hat dich bei deinem Projekt unterstützt?

Meine Betreuungslehrerin, aber auch meine Eltern. Mein Papa hat mir bei den Interviewterminen geholfen, meine Mama, sie ist auch Lehrerin, hat mir gezeigt, wie das mit der Unibibliothek funktioniert, wie man einen Ausweis bekommt usw. Und mein Freundeskreis hat mir geholfen, weil sie mir Erfahrungsberichte weitergegeben haben, so bin ich auf die vierte Person gestoßen, die ich interviewen konnte.

 

Aus welchem Fehler hast du am meisten gelernt?

Man muss vor den Sommerferien, also am Ende der siebten Klasse, seinen Plan abgeben an die Betreuungslehrerin. Ob man will oder nicht, man muss also einen Plan machen, und dem dann zu folgen, war nicht so schwer. Ich habe mir überlegt, wann gebe ich was ab? Wann das erste Probekapitel, wann will ich die VWA korrigiert haben, wann gehe ich sie ausdrucken, wann bereite ich die Präsentation vor … damit ich mir das einteilen kann.
Zuerst habe ich mir überlegt, worum es in welchen Kapiteln gehen wird, wozu ich schreiben möchte. Dann habe ich im Internet und in Bibliotheken Artikel dazu gesucht, und das zusammengeschrieben. Die Interviews haben am längsten gedauert. Und das Layout!

Ich habe das Glück gehabt, dass es bei mir eigentlich relativ glatt verlaufen ist. Am meisten gelernt habe ich über das richtige Zitieren: genau, aber nicht übertrieben – da war vieles neu für mich.

 

Flora beim Interview

Was machst du, wenn du nicht mehr weiterkommst?

Ich finde es generell klug, wenn man früh genug anfängt. Manche brauchen den Druck und machen Dinge auf den letzten Drücker. Für mich ist persönlich ist das nur Stress, und unter dem Gefühl von Stress fällt es schwerer zu arbeiten. Da kann man nicht so gut denken. Dadurch, dass ich früh genug angefangen habe, konnte ich immer wieder auch mal ein paar Tage Pause machen, mir Zeit nehmen, etwas anderes zu tun.

Die Schule nimmt einen großen Teil des Lebens ein, und es gibt viele Leute, die große Probleme in der Schule haben, auch psychisch, mit Leistungsdruck. Schule hat ihre Berechtigung, aber sie ist nur ein Teil des Lebens, das Leben ist viel größer und ich finde wichtig, zu sehen, dass es auch andere Dinge gibt und sich nicht so auf die VWA zu versteifen.

 

 

Möchtest du dich mit dem Thema auch beruflich beschäftigen?

Die Interviews haben mir großen Spaß gemacht, in diese Richtung weiterzuarbeiten würde mich wirklich sehr interessieren. Da könnte man sicher auf einigen Almhütten noch weitere interessante Erfahrungsberichte sammeln … Ich habe viele verschiedene Interessen, da gibt es einen kreativen Teil, darum war ich auch im Musischen Gymnasium. Mich interessieren aber auch Naturwissenschaften, Biologie.

Ich finde, man kann von der Natur so viel lernen, es gibt so viele Dinge, wo ich mir denke: Hm, wie funktioniert das? Oder … warum schaut die Pflanze so aus, wie wird die aufgebaut innen?

Man findet in der Natur so viele Inspirationen – ich habe dadurch das Interesse an Biologie, teilweise auch Physik, Chemie, das hängt alles ja zusammen, sehr stark entdeckt. Jetzt möchte ich allerdings erstmal ein Freiwilliges Soziales Jahr machen, und dann weiter entscheiden.

 

Du hast für deine VWA den Dr. Hans-Riegel-Anerkennungspreis erhalten – wie ist es dazu gekommen?

Ich habe die Info aus dem Internet. Auf der VWA-Homepage gibt es Ausschreibungen zu Preisen in Salzburg und in ganz Österreich, und ich habe mich bei vier Preisen beworben, zwei in Geographie und zwei in Physik. Ich habe mich dafür interessiert, weil ich mir gedacht habe: Man steckt so viel Arbeit in die VWA, dann hat man eine Präsentation und dann ist es vorbei. Und so kann man noch einmal teilen mit Leuten, darüber reden. Ich fand es total schön, dass man ein Gutachten bekommt von Experten, von Uni-Professoren, bei mir z.B. in Physik, die sich damit beschäftigt haben.

 

Die VWA ist viel Arbeit, und es ist schön, wenn das nicht nur eine formale Sache bleibt, um die Matura zu bestehen.

Vielleicht können ja andere von meiner VWA profitieren, von den Erfahrungsberichten, die bisher noch nie veröffentlicht wurden, oder für eine nächste VWA … dann hat das Ganze einen Sinn.

Ich erzähle gerne über meine Arbeit, und es war mir auch wichtig, sie so zu schreiben, dass es mir selbst Spaß macht das zu lesen und dass ich nicht irgendwelche Fakten aufschreibe, bei denen ich mich selbst nicht auskenne. Ich wollte, dass das eine runde Sache ist, nicht langweilig und dass sich Leute, die die Arbeit lesen auch denken: Cooles Thema, da habe ich schon mal was gehört davon, aha, jetzt weiß ich, was dahintersteckt.

Ich finde, es sollten sich noch mehr Menschen mit dem Phänomen beschäftigen, weil es total interessant ist. Ich fände es schön, mitzuerleben, dass wir da mehr herausfinden, z.B., wie entsteht der Kugelblitz wirklich? Oder dass wir selber Kugelblitze aus sicherer Entfernung beobachten können, ohne dass es gefährlich ist – z.B. wie bei Sternschnuppennächten.

Kugelblitze sind viel länger sichtbar als ein Blitz, da gibt es vielleicht auch noch etwas über Energiespeicherung zu erforschen, vielleicht unterschätzen wir ihn da … es ist was Besonderes, und es sollten mehr Leute darüber erfahren.

 

Was würdest du anderen raten, die sich für MINT interessieren?

Ich würde einfach sagen, dass sie neugierig bleiben sollen und offen sein für verschiedenste Themen – und sich nicht sagen lassen sollen: „Das ist nur für Mädchen“ oder „Das ist nur für Jungs“. Sie sollen das machen, woran sie Spaß haben, und nicht das, was die Gesellschaft ihnen sagt, was die Eltern sagen, sondern lieber auf ihr eigenes Bauchgefühl und ihre innere Stimme hören.

Vielen lieben Dank, Flora, für das interessante Gespräch!

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