Georg und Sebastian machen Chemie-Shows für Kinder und Jugendliche

Georg (19) und Sebastian (17) haben neben der Schule ein Projekt gestartet, in dem sie Kindern und Jugendlichen mit spannenden Experimenten zeigen, wie faszinierend Chemie ist.

Hallo Georg, hallo Sebastian, bitte stellt euch und euer Projekt kurz vor.

Sebastian: Ich bin Sebastian Schwap. Ich bin 17 Jahre alt und gehe ins BRG Salzburg, in den naturwissenschaftlichen Zweig.

Mit unserem Projekt wollten wir die guten Seiten von Chemie zeigen, Chemie greifbarer machen und die Angst vor Chemie nehmen. Dazu haben wir Workshops und Chemie-Shows selbst organisiert – für Kinder im Kindergarten genauso wie für ältere Jugendliche, über die Pfarre bzw. die Jungschar. Die Shows waren nach Themengebieten geordnet, wir haben insgesamt 9 Shows im Rahmen des Projekts durchgeführt.

Georg: Mein Name ist Georg Edlinger, ich bin 19 Jahre alt. Ich habe am BRG Salzburg erfolgreich maturiert und studiere jetzt Chemie an der TU München. Sebastian hat das meiste zu unserem Projekt schon gesagt, ich möchte nur hinzufügen, dass es einfach spannend ist, wenn man Chemie-Experimente live zeigen kann. Auch wenn man heute viel digital, in Virtual Reality oder in wenigen Sekunden am Handy verfolgen kann: Es ist etwas ganz anderes, wenn man einmal den Knall von einem Wasserstoffballon wirklich hört – und auch spürt. Oder die Wärme, die von einem Topf Thermit ausgeht. Das ist greifbar und macht natürlich auch Spaß.

Arbeiten im Chemielabor

Wie seid ihr auf die Idee zu eurem Projekt gekommen?

Georg: Das war eigentlich recht unspektakulär: Ich habe rausgefunden, dass man über „Eure Projekte“ Förderungen bekommen kann. Und ich habe Sebastian gefragt: Du, machen wir das, ein paar Chemie-Shows? – und er hat gesagt: Ja, können wir schon machen.

S: Naja, wir haben im Vorfeld schon eine Chemie-Show gemacht, und das hat uns großen Spaß gemacht. Darum haben wir gesagt: Machen wir das doch öfter!

Chemie-Show im Pinzgau

Impressionen von der beeindruckenden Bühnenshow der beiden beim 1. Pinzgauer Bildungssymposium „MINT the Future“ im März 2020.

G: Die erste Chemie-Show haben wir auf einem Jungschar-Lager gemacht. Die Lagerleitung hat uns gefragt: Könnt ihr nicht ein paar Experimente machen, das wäre doch spannend?

Die erste Show hat ungefähr eine Stunde gedauert. Wir haben die Bandbreite an Experimenten mit vielen Show-Effekten gezeigt. Es hat gebrannt, geraucht, gekracht, gestunken, Farben haben sich verändert … Wir haben immer darauf geschaut, dass es möglichst viele Show-Effekte gibt, aber geringes Risiko.

 

Seit wann beschäftigt ihr euch überhaupt mit dem Thema Chemie?

G: Also das war ein langer Prozess.

Thermit ist ein Material, das zum Schweißen verwendet wird und bis zu 2000 Grad heiß werden kann.

Mit zwölf Jahren habe ich ein Mikroskop bekommen. Das war so ein großer Moment und so spannend, dass ich einen Monat lang alles mikroskopiert habe, also jedes Papier-Ding, jeden Fussel, den ich gefunden habe, jede Pflanze – überall habe ich Sachen heruntergerissen und mikroskopiert.

Und dann nach einem Monat hatte ich mir das meiste angesehen und es war irgendwie langweilig. Da habe ich mir gedacht, es wäre doch irgendwie klasse, wenn man Bakterien daheim hätte und die züchten kann. Also habe ich Nährmedien gekocht mit Gelatine und Hefeextrakt. Bacillus subtilis hat die Kultur geheißen, die ich gezüchtet habe. Das ist ein Bakterium, das im Boden vorkommt und keine Krankheiten hervorruft. Ich habe es gezüchtet, ausgestrichen und eingefärbt. Aber da kommt man auch schnell ans Limit, also war das bald wieder langweilig.

Mein Cousin hat dann zu mir gesagt, Georg, da stehen doch ein paar Chemikalien – können wir damit nicht irgendwas machen? Ich hatte Chlorbleiche daheim zum Desinfizieren der Gläser und Arbeitsflächen. Die kann man runterkochen. Natriumhypochlorit zersetzt sich bei Erhitzen zu Natriumchlorid und Natriumchlorat. Mit Kaliumchlorid wird dann Kaliumchlorat gefällt – dieses wird geschmolzen. Wenn man ein Gummibärchen hineinwirft, hat man einen sehr schönen Effekt. Das Experiment heißt „die Hölle des Gummibärchens“, weil das Gummibärchen komplett verbrennt.

So bin ich auf die Chemie gekommen. Nur bekommt man die meisten Chemikalien nicht einfach käuflich, wenn man Privatperson ist und ich war zu diesem Zeitpunkt ja auch noch minderjährig. Also habe ich begonnen, Chemikalien selbst herzustellen. Und irgendwann war das Machen spannender als das eigentliche Experiment.

S: Für die erste Chemie-Show haben wir Nitrozellulose gebraucht. Das ist Watte in Nitriersäure (Gemisch aus Schwefelsäure und Salpetersäure) und die verbrennt dann sehr schnell.

G: Das wollte ich damals nicht allein machen und habe Sebastian gefragt, ob ihn das auch interessiert. Das waren die ersten Experimente, die wir gemeinsam gemacht haben – so haben wir das Ganze eigentlich gestartet.

Und wie war das bei dir, Sebastian, wie bist du zur Chemie gekommen?

S: Ich habe mich schon immer für Naturwissenschaften interessiert. Deshalb habe ich auch die Schule so gewählt. Als Georg mich gefragt hat, Hey, willst du nicht mit mir diese Nitrozellulose kochen … das fand ich schon irgendwie ganz cool und dachte, da könnten wir eigentlich mehr machen. Dann hat sich das mit der Chemie-Show beim Jungschar-Lager ergeben, und dann das Projekt – irgendwie ist das Ganze immer größer geworden, und es hat auch immer mehr Spaß gemacht und war einfach cool.

G: Für die Shows in unserem Projekt wollten wir die Chemikalie Luminol herstellen. Teilweise sind wir dafür bis zwei, drei Uhr in der Früh auf der Dachterrasse gestanden. Es war Sommer, und tagsüber hat es über 30 Grad gehabt, und das Luminol musste man kühlen – so viel Eis hätten wir gar nicht machen können. Also haben wir das irgendwann in der Nacht aufgestellt – das war schon heftig, v.a. auch für unsere Eltern.

 

Hat euch im Entwicklungsprozess eures Projekts jemand besonders unterstützt?

G: Das Größte war eigentlich, dass keiner etwas dagegen gehabt hat, dass ich solche Experimente mache. Das ist ja auch in irgendeiner Form eine Unterstützung. Fachlichen Rat habe ich von einem bekannten Chemiker und von meinem Chemie-Lehrer bekommen.

 

Wenn man sich mit Experimenten, Naturwissenschaften, Technik und IT beschäftigt, dann gehört ja irgendwie dazu, dass Dinge nicht funktionieren.

G & S: Ja, absolut!

 

Was war denn die größte Schwierigkeit für euch in eurem Projekt?

G: Also bei der Herstellung des Luminols haben wir 14 Fehlversuche gehabt. Das war teilweise wirklich hart. Da steckt man so viel Arbeit rein und dann funktioniert das nicht. Irgendwann funktioniert es einmal, dann denkt man, jetzt weiß man, wie es geht, und dann macht man es gleich um den Faktor 100 größer. Und dann funktioniert es wieder nicht. Das war schon irgendwie gemein.

Und bei der Chemie-Show ist es einfach manchmal so, dass manche Sachen nicht funktionieren.

S: Das kann man gut überspielen. Es ist halt einfach so –

G: Es ist live, das ist volles Risiko.

S: Was mir in Erinnerung geblieben ist, bei einer Show an einer Schule ist auf einmal der Rauchmelder losgegangen, obwohl wir auf den Abzug geachtet haben und der den ganzen Dampf weggezogen hat. Auf einmal hat es laut geläutet und wir wissen eigentlich nicht, warum der losgegangen ist. Da haben wir uns dann gedacht, jetzt sind wir ein wenig zu weit gegangen.

G: Wir haben ja eigentlich nie Chemie-Saal-Atmosphäre bei unseren Shows gehabt. Wir haben immer Experimente machen müssen, die keinen Abzug voraussetzen – und bei dieser Show hatten wir zum ersten Mal einen Abzug. Da dachten wir, cool, okay, das können wir jetzt schon ein bisschen nutzen und Sachen mit stärkerer Rauchentwicklung machen … aber naja, das war wohl kein so gut ziehender Abzug …

Wie habt ihr die Themen für eure Shows ausgewählt?

S: Man muss sich sowohl auf das Publikum also auch auf die Örtlichkeiten abstimmen.

G: Hauptsächlich auf die Örtlichkeit. Das Projekt ist knapp ein Jahr gegangen, und man kann Indoor nicht dieselben Sachen machen wie Outdoor im Sommer. Feuer, Flamme, Schall, Rauch, Licht und Farben waren die Themengebiete. Dazu haben wir Experimente präsentiert. Wir haben nicht nur die Shows gehabt, sondern auch Workshops. Da haben wir versucht, Experimente zu machen, die eindrucksvoll, aber ungefährlich sind.

Wir haben Shows gehabt, da waren 15 Kinder dabei, wir haben auch Shows gehabt, da waren 75 dabei. Drei Klassen waren das – und 10 Lehrpersonen. In Summe haben wir 250 Leute erreicht mit unserem Projekt in diesem Jahr.

S: Die Volksschüler*innen waren sehr begeistert …

G: Ja, die waren hin und weg …

S: … und haben uns gefragt, wann wir wiederkommen.

G: In einem der Fragebögen, die sie nach einem Workshop ausgefüllt haben, ist gestanden, dass ihnen das Experiment mit Kaliumpermanganat und Glycerin sehr gut gefallen hat. Die Namen der Chemikalien waren richtig geschrieben. Das hat mir schon sehr gut gefallen: Da war also durchaus die Motivation dahinter, nachzuschauen, wie man das richtig schreibt.

Und man bleibt länger in Erinnerung: Als ich mit dem Fahrrad einige Zeit später bei der Schule vorbeigefahren bin, hat einer aus einer Gruppe Volksschulkinder gerufen: Schau mal, wer da ist, das ist der Chemiker-Georg! Hallo Georg!

S: Ja, so eine Geschichte habe ich auch …  ich war an einem entlegenen Strand in Kroatien irgendwo, und dort fragt mich ein kleines Kind: Hey, bist du nicht der Sebastian? Und ich: Ja, schon, aber woher kennst du mich? – Du warst an unserer Volksschule und hast die Chemie-Show gemacht! – Da habe ich mir gedacht, es dürfte schon im Gedächtnis geblieben sein …

G: Da gibt es jetzt also einen Jahrgang, wo Leute nur Chemie studieren werden.

Spektakulaere Versuche dank Chemie

Was macht ihr, wenn euch mal die Ideen ausgehen?

G: Also das Gefühl kenne ich ehrlich gesagt nicht, dass mir die Ideen ausgehen, es geht mir eher schnell die Zeit aus. Auf meiner To-Do Liste von Sachen, die ich synthetisieren möchte, sind 17 Substanzen gelistet und eine dauert zwischen einem Monat und … das Luminol hat anderthalb Jahre gedauert. Man wächst natürlich mit dem Fortschritt, man traut sich wieder neue Sachen zu machen.

 

Wie geht ihr mit Frustrationsmomenten um?

S: Eis essen … also manchmal, wenn man wieder bis halb drei Uhr in der Früh etwas gekocht hat, und dann macht man den Versuch, und es funktioniert nicht …

Chemie-Show im Pinzgau

Beim 1. Pinzgauer Bildungssymposium im März 2020 haben Georg und Sebastian auch Pinzgauer Lehrer*innen mit ihren Experimenten begeistert. (Foto: Angelika Gautsch/Raphael Riedler)

Georg und Sebastian haben für ihre Shows eine Förderung von www.eureprojekte.at erhalten.

In solchen Momenten, wo Dinge nicht funktioniert haben, war es gut, dass wir zu zweit waren. Geteiltes Leid ist halbes Leid!

G: Da stellt man schon viel in Frage … Wenn’s gar nicht mehr geht, schaltet man das Licht ab und geht schlafen, lässt es zwei Wochen ruhen – irgendwann kommt dann die Freude schon wieder. Es ist manchmal wirklich hart und auch wirklich demotivierend. Also grade für den Ausgangsstoff für das Luminol … ich habe das selbst gemacht. 1 Gramm hat eine Viertelstunde gedauert, bis ich das erzeugt hatte. Ich habe 109 Gramm gemacht – da kann man sich ausrechnen, wie viele Viertelstunden meiner Lebenszeit draufgegangen sind. Wir haben uns gedacht, super, jetzt haben wir da 109 Gramm, machen wir einen g’scheiten Ansatz, 90 Gramm davon, und nitrieren das. Und dann hat das nicht funktioniert. Es war alles weg.

S: Und wir haben das alles noch mal machen müssen.

G: … und da fragt man sich dann halt schon: Das waren jetzt viele Viertelstunden und mit einem Fehler alles ausgelöscht … und wenn das dann 14 Mal passiert … Aber wenn es dann doch irgendwann gelingt, ja, dann hat man die 7, 11 Gramm die wir da geschafft haben, Luminol, und dann leuchtet das zum ersten Mal … Das ist, wie wenn man auf einen Berg geht: Der Prozess ist nicht lustig, aber wenn man dann oben steht, dann war es das doch irgendwie wert. Dann fängt man doch irgendwie den nächsten an …

G: Das Projekt hätte ich niemals alleine gemacht – da war der zweite Blickwinkel sehr wichtig, damit die eigenen Fehler korrigiert werden.

S: Und auch wenn Dinge manchmal nicht funktionieren, kann man ja trotzdem draus lernen, für andere Dinge.

 

Wie viel Zeit habt ihr in euer Projekt neben der Schule investiert?  

S: Manchmal war es jede freie Minute in einer Woche: Montag bis Mittwoch synthetisieren, Donnerstag, Freitag einpacken, damit wir am Samstag irgendwo eine Show machen können.

G: Wir haben ja erst nach zwei oder drei Shows so etwas wie eine Routine gekriegt, das habe ich dann schon gemerkt, dass es dann schneller ging.

S: Es muss ja alles abgewogen werden vorher, damit wir dort dann nur mehr ein paar Handgriffe brauchen.

G: Unser Anhaltspunkt war: Sechs Stunden Vorbereitungszeit für eine Stunde Show.

S: Und dann noch einmal zwei Stunden Abwaschen … also man kann ungefähr sagen, acht Stunden für eine Stunde Show. Und zwei Stunden für eine Stunde Workshop – ungefähr.

Wir haben z.B. lichtempfindliche Papiere gemacht. Wo Licht draufscheint, verfärbt sich das Papier blau. Die Kinder konnten dadurch etwas draufmalen. Diese Papiere mussten wir in absoluter Dunkelheit anpinseln und föhnen – wenn du davon 75 machen musst, sitzt du schon zwei, drei Stunden.

 

Wollt ihr später auch beruflich im Bereich Chemie tätig sein – nach der Schule bzw. dem Studium?

G: Jetzt muss ich das Studium einmal schaffen … Ich kann die Frage noch nicht beantworten. Ich kenne ein wenig das Forschungsumfeld, Industrie kenne ich noch gar nicht. Das muss ich mir anschauen und dann entscheiden, was mir mehr gefällt.

S: Ich bin noch in der Schule, muss zuerst Matura und dann meinen Zivildienst machen – wahrscheinlich werde ich auch in die Richtung gehen. Meine letzten beiden Ferien habe ich damit verbracht, ein Ferialpraktikum an der Uni Salzburg zu machen – es gibt über die FFG, die Forschungsförderungsgesellschaft, bezahlte Praktika in diesem Bereich. Diese Sommerferien war ich in der Science City Itzling und habe Synthese von Nano-Partikeln gemacht … das Arbeiten, Forschen, Weiterentwickeln von Methoden macht mir großen Spaß – und ich glaube, dass es für mich in diese Richtung gehen wird. Aber ich kann mich jetzt noch nicht festlegen, das ist in vier, fünf Jahren …

Schutzbrille

Woher bezieht ihr die Info zu euren Experimenten? Googelt ihr einfach irgendwas, oder habt ihr einen konkreten Tipp?

G: Ich habe da ein „Vier-Säulen-Modell“: Im Haus der Natur gibt es eine Chemie-Show, die kann ich sehr empfehlen, da werden einige Experimente vorgestellt – einen Teil davon haben wir übernommen. Dann natürlich Internetsuche, damit man auf neue Ideen kommt. Aus der Universitätsbibliothek habe ich Bücher ausgeborgt, mit anderen Informationen, da stehen auch praktische Hinweise auf universitärem Level, die man im Internet nicht findet. Und dann habe ich immer Sebastian gefragt: Gibt’s irgendein Experiment, das dich interessiert? Das nehmen wir dann auch noch hinein, er hat natürlich eine andere Perspektive.

S: Ich schaue auch gerne auf Google Scholar – da findet man wissenschaftliche Texte und nicht irgendwelche Pseudosachen. Das hat mir z.B. bei meinem Praktikum geholfen. Ich habe außerdem die Erfahrung gemacht, dass alle Leute, die mit Naturwissenschaften zu tun haben, sehr offen sind … Es öffnen sich Tür und Tor … v.a. wenn man sagt, man schreibt eine VWA.

G: Das muss man wirklich nutzen. Ich kenne auch nur freundliche Leute an der Uni – und die Möglichkeiten sind toll. Ich habe bei meinem FFG-Praktikum an der Uni Salzburg in einer Woche mehr gelernt als in zwei Jahren bei mir daheim oder sonst irgendwo. VWA, Praktika: Wenn es einen interessiert, das muss man nutzen.

Was würdet ihr denn anderen raten, die sich für MINT interessieren?

S: Einfach mal trauen! Es gibt eigentlich nicht viel, was man falsch machen kann. Wenn man irgendwas macht, wo man andere Menschen einbezieht, also eine Show oder so, immer mit genug Respekt an die Sache herangehen. Wir haben zum Beispiel immer geschaut, dass Feuerschutz und Säureschutz vorhanden ist. Auf so etwas muss man auf jeden Fall achten: Dass man weder sich selbst noch anderen Schaden zufügt, auch wenn’s unabsichtlich ist. Wir haben doch mit Sachen hantiert, die z.B. Augenlicht auslöschen können. Aber sonst … viel mehr als einfach mal ausprobieren, kann ich eigentlich nicht sagen. Wenn’s einem gefällt, wird man eh dranbleiben.

G: Einfach machen und Dinge ausprobieren! Ich glaube, das ist das Allerwichtigste. Man muss ja nicht gleich Kaliumcyanid daheim herstellen. Das trau ich mir jetzt noch nicht. Aber es gibt so viele tolle Experimente, die gefahrlos sind. Und selbst wenn man dreckige Kupfermünzen in Cola einlegt, und die dann wieder glänzend werden, hat das einen wissenschaftlichen Mehrwert. Man muss Dinge ausprobieren, dann sieht man eh, was geht und was nicht, sonst findet man nie was. Und man lernt ja, man wächst an dem Prozess. Es sollte ein Umfeld geschaffen werden, wo man Dinge probieren kann.

Z.B. die Möglichkeit zu diesem FFG-Praktikum: Ich habe das auch einmal gemacht, Sebastian ja schon zweimal. Das zahlt sich wirklich aus.

S: Auf das FFG-Praktikum bin ich durch eine Instagram-Werbung gestoßen.

G: Man muss mit offenen Augen durchs Leben gehen und alltägliche Prozesse hinterfragen – wenn man sich das Ziel setzt, dann orientiert man sich danach, auch unterbewusst. In den unmöglichsten Situationen findet man dann einen Hinweis und dann geht es wieder weiter … Ich bin z.B. heute bei der Zugfahrt draufgekommen, warum unser Hydrazin-Experiment so oft nicht funktioniert hat. Ich habe mit einer Dame geredet: Sie hat mir erzählt, dass sie Gummibärchen in Wasser eingelegt hat und schauen will, wie groß die werden. Das war eine Familie mit einem Kind, und die haben das Experiment gemacht – das habe ich klasse gefunden. Ich habe Gelatine gegoogelt, weil ich wissen wollte, wie funktioniert das eigentlich mit dem Aufquellen, weil ich ihnen das nicht erklären konnte. Und da steht, dass Gelatine bei 80 Grad kaputt wird!

S: Und wir haben sie immer in die Mikrowelle getan!

G: … und damit haben wir die Gelatine zerstört. Die Gelatine muss ganz wenige Schwermetallionen, die im Wasser sind, abfangen, weil die katalysieren dann den Zerfall von Hydrazin. Das braucht man für Luminol. Und wir haben offensichtlich immer die Gelatine zu Tode gekocht, dadurch sind die Ionen nicht abgefangen worden, und die haben dann unser Hydrazin zersetzt. Fünf oder sechs Fehlversuche sind allein wegen dieser Reaktion zustande gekommen. Und heute in der Zugfahrt habe ich mir gedacht: Ha, das könnte es sein. Also das ist meine Theorie, jetzt müsste man das natürlich überprüfen, einmal mit und einmal ohne … aber wir haben sonst alles genauso gemacht. Anders kann ich es mir derzeit nicht erklären.

 

Vielen herzlichen Dank für das Gespräch!

 

Fotocredits von oben nach unten: Georg Edlinger/Sebastian Schwap, MINT Salzburg, Angelika Gautsch / Raphael Riedler, 3x Edlinger/Schwap, Angelika Gautsch / Raphael Riedler, MINT Salzburg, Edlinger/Schwap.

Bei einer
Luminol-Reaktion wird statt Wärme Licht freigesetzt. In Krimi-Serien z.B. wird diese Reaktion zum Nachweis von Blutspuren verwendet.

 

 

Seit April 2020 haben Georg und Sebastian übrigens auch ihre eigene Homepage: www.chemie-experimente.com

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